Geschichte
Die Geschichte der Medizinisch-Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Wuppertal e.V.
Die Medizinisch-Naturwissenschaftliche Gesellschaft Wuppertal wurde Ende 1950 – in einer Zeit des Wandels – gegründet.
Die letzten Lebensmittelkarten, für Zucker, gab es bis Ostern 1950, im Sommer 1951 wurde Kaffee für Normalverbraucher langsam wieder erschwinglich und ab Herbst konnte man den Dollar gegen 4 DM tauschen.

Statt nach Kalorien hungerte man jetzt nach Wissen.
Die Universitäten waren durch den Krieg und die Entnazifizierung als wissenschaftliche Quelle geschwächt, und so wurde in dieser Zeit der Wunsch sehr stark, neue Möglichkeiten zur Weiterbildung zu erschließen.

In Wuppertal bildeten sich damals „der Bund“, der geistigen Interessen diente, und die Technische Akademie, die handfestere Bedürfnisse pflegte und deshalb heute noch Bestand hat.
In der medizinischen Welt hatten sich hinter den Schranken, die der Krieg aufgerichtet hatte, große Fortschritte aufgetan, die für die Praxis wichtig waren und um deren Verbreitung Prof. Klee sich im Auftrag des Ärztevereins sorgte.

Mehr akademische Interessen waren es, die im Jahre 1950 die Professoren Anselmino (Direktor der Landesfrauenklinik Elberfeld), Koch (Direktor der Hautklinik Elberfeld), Reimers (Leiter der Chirurgischen Klinik Elberfeld) und Sturm (Chefarzt der Medizinischen und Nervenklinik Barmen) zu Gesprächen zusammenführte.
Das Ergebnis dieser Gespräche war schließlich eine Einladung an die anderen Chefärzte der städtischen und sonstigen Krankenhäuser und an die Leiter der medizinischen Forschungslaboratorien der Bayer AG, um in einer gemeinsamen Besprechung eine medizinische Gesellschaft mit dem Ziel zu gründen, die wissenschaftliche Arbeit der einzelnen Kliniken zu fördern.

Diese Besprechung fand am 13. November 1950 im Kaiserhof statt.
Auf Vorschlag des Leiters des Physiologischen Labors der Bayer AG, Prof. Weyland, wurde beschlossen, die Arbeit und den Kreis der Mitglieder nach der naturwissenschaftlichen Seite zu erweitern und der neu zu gründenden Gesellschaft den Namen Medizinisch-Naturwissenschaftliche Gesellschaft Wuppertal zu geben.
Weiterhin wurde beschlossen, ihre Mitgliederzahl auf 25 zu begrenzen.

Dementsprechend fand sich in den nächsten Tagen folgender Gründerkreis zusammen:
Anselmino, Auhagen, Boshamer, Domagk, Duhm, Gehrt, Gönnert, Grab, Hecht, Horster, Kikuth, Klee, F. Koch, O. Koch, Preuss, Reimers, Rieker, Simon (Klinikum Aprath), Sturm, Weese, Weyland, Wirth.

Als wesentliche Aufgabe der Gesellschaft wurde die Veranstaltung von wissenschaftlichen Sitzungen in den Monaten Oktober bis Juni eines jeden Geschäftsjahres festgelegt.
Je drei dieser Sitzungen sollten den Klinikern, den medizinischen Theoretikern und den Naturwissenschaftlern zur Verfügung gestellt werden.
Nach einem Hauptvortrag von 45 Minuten sollte der wissenschaftliche Nachwuchs die Möglichkeit zu einem oder zwei kürzeren Vorträgen aus dem eigenen Forschungsbereich erhalten (von der aber kaum je Gebrauch gemacht worden ist).

Zur Führung der Geschäfte und zum ersten Vorsitzenden wurde für ein Jahr Prof. Anselmino berufen, unter dessen Vorsitz schon am 13. Dezember 1950 der erste Vortrag von Prof. Dr. M. Schneider, Direktor des Physiol. Inst. der Universität zu Köln, über „Kreislaufregulation und Kollaps“ gehalten wurde.
Zur Unterstützung des Vorsitzenden wurde ein Beirat von 4 Mitgliedern gewählt, für die ersten beiden Jahre Prof. F. Koch, Prof. O. Koch, Prof. Sturm, Prof. Weyland.
Im Anschluss an die Sitzungen fanden zur Förderung des Zusammenhalts der einzelnen Mitglieder Nachsitzungen mit einem Abendessen statt.
Die erste, zu der Anselmino in den Räumen der Schützengesellschaft am Brill einlud, bezeichnete er als „Tauffeier“, an der die Teilnahme fast Pflicht sei.
Der Preis für das trockene Gedeck (Suppe, Fisch- und Fleischgang, Dessert) das er mit 6 DM ankündigte, war dafür gewiss kein Hindernis.
Eine fast vollständige Beteiligung der Mitglieder und ihrer Damen fanden damals auch die Sommerfeste, die seitdem alljährlich im Juni stattfinden.

In das Vereinsregister wurde die Medizinisch-Naturwissenschaftliche Gesellschaft Wuppertal nicht eingetragen.
Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 21. Februar 1951 gab sich die Gesellschaft jedoch eine Satzung.
Sie folgte weitgehend einem Entwurf von Prof. F. Koch, der darin die Beschlüsse vom 13.11.50 zusammengefasst hatte.
In einem wesentlichen Punkt wichen die Mitglieder vom Entwurf ab:
der numerus clausus fiel.
Es blieb aber die Forderung nach Einstimmigkeit bei der Aufnahme in geheimer Abstimmung auf Antrag von zwei Mitgliedern.

Bis Ende der 60er Jahre hatte man sich bemüht, die Zahl der „aktiven Mitglieder“ in der Nähe von dreißig zu halten, indem man diese bei Erreichen der Altersgrenze „emeritierte“ und nicht mehr mitzählte, um Platz für neue zu schaffen.
Seitdem hat sich die Mitgliederversammlung bei der Aufnahme neuer Mitglieder weiter geöffnet, und 1980 stieg deren Zahl auf 57, 1985 auf 67, 1990 bei 72 und liegt heute bei 82 – die Zahl der emeritierten Mitglieder ist dabei nicht erfasst.

Damit begann das Leben einer fachübergreifenden wissenschaftlichen Gesellschaft, deren Hauptaufgabe in der Veranstaltung von Vorträgen über Themen besteht, die mit eigenen Forschungen des Vortragenden zusammenhängen.
Es ist im Lauf der Jahre schwer gefallen, das Gleichgewicht zwischen den beiden Fakultäten aufrecht zu halten, und heute hat die Medizin mit ihren klinischen und theoretischen Fächern das Übergewicht wieder gewonnen, das sie ursprünglich innehatte.
Das mag ein wenig damit zusammenhängen, dass das Ansehen der naturwissenschaftlichen Forschung in der Öffentlichkeit in diesen vierzig Jahren einen Wandel erfahren hat.
Die Doppelhelix von Watson und Crick hatte ihr 1953 eine Reihe geradezu spannender und sich jagender Glanzlichter beschert, (wie sie z. B. in dem Vortrag von Gerhard Schramm über „Morphogenese der Viren“ aufleuchteten, mit dem E. Grundmann als Vorsitzender das Vortragsjahr 1967/68 einleitete), während sie heute im Stadium der Gentechnologie ein vorwiegend negatives Image hat und Besorgnisse weckt, die erst lange Erfahrung tilgen kann.

Die Vorsitzenden von 1950 bis 2024

1950/51   Prof. Dr. Anselmino – Landesfrauenklinik
1951/52   Prof. Dr. Koch – Hautklinik, Klinikum Elberfeld
1952/53   Prof. Dr. Mietsch – Pharma-Forschung, Bayer AG
1953/54   Prof. Dr. Sturm – Med. Klinik, Klinikum Barmen
1954/55   Prof. Dr. Domagk – Inst. f. experimentelle Pathologie u. Bakteriologie, Bayer AG
1955/56   Prof. Dr. Reimer – Chirurg. Klinik, Klinikum Elberfeld
1956/57   Prof. Dr. Wirth – Inst. f. Pharmakologie, Bayer AG
1957/58   Prof. Dr. Rieker – HNO-Klinik, Klinikum Barmen
1958/59   Prof. Dr. Auhagen – Biochemisches Laboratorium, Bayer AG
1959/60   Prof. Dr. Horster – St. Petrus Krankenhaus Barmen
1960/61   Prof. Dr. Hecht – Inst. f. Toxikologie, Bayer AG
1961/62   Prof. Dr. Blaich – Hautklinik, Klinikum Elberfeld
1962/63   Prof. Dr. Mellinghoff – Med. Klinik, Klinikum Elberfeld
1963/64   Prof . Dr. Gönnert – Inst. f. Parasitologie, Bayer AG
1964/65   Prof. Dr. Liebegott – Pathologisches Institut, Klinikum Barmen
1965/66   Prof. Dr. Walter – Inst. f. medizinische Mikrobiologie, Bayer AG
1966/67   Prof. Dr. Piper – Augenklinik, Klinikum Barmen
1967/68   Prof. Dr. Grundmann – Inst. f. experimentelle Pathologie, Bayer AG
1968/69   Prof. Dr. Dr. Ehlers – Chirurgische Klinik, Klinikum Barmen
1969/70   Prof. Dr. Kroneberg – Inst. f. Pharmakologie, Bayer AG
1970/71   Prof. Dr. Oberste-Lehn – Hautklinik,Klinikum Elberfeld
1971/72   Dr. Duhm – Isotopen-Institut, Bayer AG
1972/73   Prof. Dr. Meinrenken – Landesfrauenklinik
1973/74   Prof. Dr. Haberland – Werksleitung Elberfeld, Bayer AG
1974/75   Dr. Günther – Kinderklinik, Klinikum Barmen
1975/76   Prof. Dr. Hoffmeister – Inst. f. Pharmakologie, Bayer AG
1976/77   Prof. Dr. Streicher – Chirurgische Klinik, Klinikum Elberfeld
1977/78   Prof. Dr. Kaller – Inst. f. Pharmakokinetik u. Metabolismusforschung, Bayer AG
1978/79   Prof. Dr. Gehrmann – Med. Klinik, Klinikum Barmen
1979/80   Dr. Truscheit – Inst. f. Biochemie, Bayer AG
1980/81   Prof. Dr. Oppel – Augenklinik, Klinikum Barmen
1981/82   Prof. Dr. Schlumberger – Inst. f. Immunologie u. Onkologie, Bayer AG
1982/83   Prof. Dr. Franken – St. Josef-Krankenhaus Elberfeld
1983/84   Prof. Dr. Lorke – Fachbereich Toxikologie, Bayer AG
1984/85   Prof. Dr. Schubert – Pathologisches Institut, Klinikum Barmen
1985/86   Prof. Dr. Puls – Institut für Pharmakologie, Bayer AG
1986/87   Dr. Schara – Anästhesie, Klinikum Barmen
1987/88   Prof. Dr. Kuhlmann – Inst. f. Klinische Pharmakologie, Bayer AG
1988/89   Prof. Dr. Weber – Gynäkologie, Bethesda Krankenhaus
1989/90   Prof. Dr. Kazda – Inst. f. Pharmakologie, Bayer AG
1990/91   Prof. Dr. Köbberling – Med. Klinik, Klinikum Elberfeld
1991/92   Prof. Dr. Weihrauch – Fachbereich Medizin und Entwicklung, Bayer AG
1992/93   Prof. Dr. Böttcher – Innere Abteilung, Bethesda Krankenhaus
1993/94   Prof. Dr. Groß – Inst. f. Herz-Kreislauf- u. Arterioskl.-Forschung, Bayer AG
1994/95   Prof. Dr. Jörg – Neurologie, Klinikum Barmen
1995/96   Dr. Zeiler – Inst. f. Chemotherapie, Bayer AG
1996/97   Prof. Dr. Höher – Med. Mikrobiologie und Immunologie, Klinikum Barmen
1997/98   Prof. Dr. Maruhn – PD Antiinfektiva, Bayer AG
1998/99   Priv.-Doz. Dr. Goerg – II. Med. Klinik, Kliniken St. Antonius
1999/2000   Frau Prof. Dr. Rübsam-Waigmann – Antiinfektiva-Forschung, Bayer AG
2000/2001   Dr. Fues – HNO-Klinik, Petrus-Krankenhaus
2001/2002   Dr. Wohlfeil – Antiinfektiva-Forschung, Bayer AG
2002/2003   Frau Prof. Dr. Thürmann – Klinische Pharmakologie, Klinikum Barmen, Wuppertal
2003/2004   Dr. von Keutz – Toxikologie, Bayer AG
2004/2005   Prof. Dr. Stephan Störkel – Helios-Kliniken Wuppertal, Institut für Pathologie
2005/2006   Dr. Stefan Wohlfeil – Bayer HealthCare AG, PH-R&D-GCP
2006/2007   Prof. Dr. Stefan Wirth – Helios-Kliniken Wuppertal, Zentrum f. Kinder- und Jugendmedizin
2007/2008   Dr. Dr. Hans Jürgen Ahr – Bayer HealthCare AG, GDD-TOX M&ST
2008/2009   Prof. Dr. Bernd Sanner – Bethesda Krankenhaus Wuppertal, Chefarzt der Medizinischen Klinik
2009/2010   Prof. Dr. Georg Wensing – Bayer Schering Pharma AG, GDD-CP-DYN
2010/2011   Prof. Dr. med. Herbert Vetter – HELIOS Klinikum Wuppertal, Klinik für Herzchirurgie, Herzzentrum
2011/2012   Dr. Martin Bechem – Bayer Pharma AG, GDD TRG Cardiology / Hematology
2012/2013   Prof. Dr. med. Stefan Isenmann – HELIOS Kliniken Wuppertal, Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie
2013/2014   Prof. Dr. med. Stefan Schäfer – Bayer Pharma AG, Head Experimental Medicine CV/HEM
2014/2015   Prof. Dr. med. Annette Welz-Barth – Celitinnenstift Frauenklinik
2015/2016   Prof. Dr. med. Frank Eitner – Bayer Pharma AG Kidney Research
2016/2017   Prof. Dr. med. Kurt Rasche – HELIOS Universitätsklinikum Wuppertal, Bergisches Lungenzentrum, Direktor der Klinik
für Pneumonologie
2017/2018   Prof. Melchior Seyfarth Direktor der Medizinischen Klinik 3 (Kardiologie), Leiter der Fachgruppe Kardiologie der HELIOS Kliniken
2018/2019   Dr. Frank Misselwitz – Bayer Pharma AG- Research and Development, Pharmaceuticals
2019/2020   Dr. Max Wegner – Bayer Pharma AG – Leiter Arzneimittelzulassung
2020/2021   Prof. Dr. Andreas Erhardt – Petrus Krankenhaus – Chefarzt der Medizinischen Klinik II (Gastroenterologie)
2021/2022   Prof. Dr. Thomas Dirschka – CentroDerm GmbH – Geschäftsführer, leitender Arzt
2022/2023   Prof. Dr. Hubert Trübel – AiCuris Anti-Infective Cures AG – Chief Medical Officer
2023/2024   Dr. Gabriele Bräunlich – Bayer Pharma AG – Leiterin regulatorische Strategie
2024/2025   Prof. Dr. med. Hans Michael Kvasnicka – HELIOS Universitätsklinikum Wuppertal – Direktor des Instituts für
Pathologie und Molekularpathologie